Das »League of Legends« eSports-Team: »Jugendzentrum.digital« © Dominik Leschtschow

Digital vor Ort

Das »Jugendzentrum.digital« hat sich im Oktober 2021 im Jugendpark gegründet — um dort zu coden, zu gamen und zu tüfteln

Zwischen Zoobrücke und Mülheimer Hafen liegt der Jugendpark — und dort ist auch das ­Jugendzentrum. Ein Flachbau mit großen Fenstern und Säulengang, ganz der Charme der 50er Jahre. Von außen wirkt das Gebäude schon etwas marode, doch drinnen, in den Räumen des Jugendzentrums, hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. »Jugendzentrum.digital« nennt sich der Ort mittler­weile, was keineswegs bedeutet, dass sich die Angebote aufs Netz beschränken. Von dienstags bis sonntags wird hier experimentiert, gecodet und gegamet. »Wir machen hier Angebote mit digitalem Schwerpunkt«, erzählt Salvatore Pendolino, Technischer Leiter des »Jugendzentrum.digital«.

Die Idee entstand, als während der Corona-Pandemie zeitweise auch die Jugendzentren schließen mussten. Zehn Wochen am Stück streamte man damals live aus den Abenteuerhallen Kalk, um den Kontakt zu den Jugendlichen zu halten — und entschied dann: Wir machen damit weiter, nur viel größer als bisher. Unzählige Projektanträge später ist das »Jugendzentrum.digital« auf technisch hohem Niveau ausgestattet. Ein Tonstudio und einen Band-Proberaum gibt es hier, verschiedene Arbeitsplätze für die digitale Foto- und Video­bearbeitung, einen Bereich für ­Coding und Making, wo Roboter gebaut werden können, dazu 3D-Drucker, Lasercutter und eine CNC-Fräse. Sogar Platz für Angebote im Bereich Gaming- und ­E-Sports wurden hier geschaffen. »Die Stadt Köln trägt die Grund­finanzierung bei, alles andere konnte nur durch Drittmittel realisiert werden«, sagt Salvatore und betont, wie gut das Angebot von den Jugendlichen angenommen werde.

»Viele Eltern sind skeptisch und kritisieren, dass ihre Kinder doch ohnehin die ganze Zeit am Handy hängen«, erzählt Salvatore. »Wir arbeiten in diesem Kontext aber sehr präventiv.« An den E-Sports-Wochenenden, bei denen die Jugendlichen auch im Jugendzentrum übernachten und sich auf Turniere vorbereiten, seien etwa Ernährungsberater*innen und Fitnesstrainer*innen dabei, die Tipps und Tricks für einen gesunden Ausgleich geben. Und natürlich gehe es auch darum, ins Gespräch zu kommen: »Wir machen niedrigschwellige Angebote, die sie dort abholen, wo sie sind — und entwickeln dann gemeinsam Perspektiven für den Alltag und individuelle Fördermöglichkeiten.«

Viele Eltern kritisieren, dass ihre Kinder die ganze Zeit am Handy hängen. Wir arbeiten in diesem Kontext aber sehr präventiv
Salvatore Pendolino

Auch Dennis Fink, Fachbereichsleiter der Jugendzentren Köln, schätzt die Arbeit der Kolleg*innen. »Die 20 über die gesamte Stadt verteilten Jugendzentren sind finanziell in einer wirklich prekären Situation«, sagt er. »Es ist gesetzlich zwar verankert, dass Kinder- und Jugendarbeit stattfinden muss, aber die Ausgestaltung ist nicht entsprechend definiert. Das heißt: Es gibt keinen einklagbaren Anspruch. Die einzelnen Aufgaben werden in kommunaler Selbstverwaltung durch die Jugendämter umgesetzt, die an dieser Stelle am ehesten Spielraum für Einsparungen sehen und leider häufig auch nutzen.« Hinzugekommen seien gestiegene Unter­haltskosten in ohnehin schlecht isolierten, alten Gebäuden und Tariflohnerhöhungen — bei nur minimal gestiegener Grundfinanzierung durch die Stadt.

»Unsere Mitarbeiter*innen arbeiten auf hohem pädagogischen Niveau, und ihre Arbeit ist gerade jetzt so wichtig«, sagt Fink. »Bei vielen anderen Angeboten, etwa Sportvereinen oder Musikkursen, braucht es Eltern, die dahinter stehen, Formulare ausfüllen und Mitgliedsbeiträge zahlen. Bei uns gibt es diese Hemmschwelle nicht«, sagt Fink. Das mache Teilhabe für viele Jugendliche erst möglich.

Im Jugendzentrum.digital plant man den nächsten Workshop zum Thema »Prävention vor Spielsucht«. In Kooperation mit der Drogenhilfe Köln und der Fachstelle für Jugendmedienkultur finden regelmäßig Angebote statt, auch für ­Eltern. »Es ist schon gut, wenn man versteht, woher die Faszination für Gaming kommt«, sagt Salvatore. »Und dann auch lernt, Hinweise und Frühwarnzeichen für eine mögliche Sucht zu verstehen.«