Mehr Grün, weniger Grau: Schulhof des Heinrich-Mann-Gymnasiums in Volkhoven/Weiler ©Stadt Koeln/Timm Bourry

Grün macht Schule

Die Stadt Köln entsiegelt Schulhöfe. Noch grünt es aber nur an wenigen Schulen

Fingerstrauch, Blauraute, Sandrohr und Lavendel — auf dem Schulhof des Heinrich-Mann-Gymnasiums in Volkhoven/Weiler trifft man auf vielfältige Natur. Im vergangenen Jahr wurde die Fläche neu gestaltet: Große Teile des Schulhofs sind entsiegelt und begrünt worden. Auch sind zwei »grüne Klassenzimmer« entstanden, in denen im Sommer im Schatten von Bäumen Unterricht im Freien stattfinden kann.

Das Schulgelände im Kölner Norden ist ein Vorzeigeprojekt für die Neugestaltung von Schulhöfen. Seit Jahren entsiegelt die Gebäudewirtschaft der Stadt Köln vereinzelt Schulhöfe im Zuge von generellen Sanierungen. Im November hinterlegte der Schulausschuss des Stadtrats das Anliegen mit einem weitreichenden Beschluss: Auf Antrag der Grünen beauftragte man die Verwaltung, »die Entsiegelung von Schulhöfen, insbesondere an Grundschulen, die wenig Schatten durch Bäume vorweisen können, zügig umzusetzen«. An einigen Schulen, wie etwa am Heinrich-Mann-Gymnasium in Volkhoven/Weiler, sind die Maßnahmen bereits abgeschlossen. Darüber hinaus hat die Stadtverwaltung bereits mehr als 20 weitere Schulgelände ausgemacht, für die bis 2026 eine Umgestaltung geplant werden soll. Das Geld für den Umbau kommt aus dem städtischen Haushalt. Bei den jüngsten Projekten lagen die Kosten meist im niedrigen sechsstelligen Bereich.

Damit Köln sein Ziel, bis spätestens 2035 klimaneutral zu sein, erreiche, brauche es viele Maßnahmen, sagt Markus Greitemann. Der Baudezernent der Stadt Köln ist auch zuständig für Bau und Umbau von Schulen. »Die Entsiegelung von Schulhöfen zahlt auf die Ziele unserer Strategie Kölner Perspektiven 2030+ maßgeblich mit ein«, sagt er. Die Stadtverwaltung nennt viele positive Aspekte entsiegelter und begrünter Schulhöfe: Regenwasser kann versickern oder verdunsten, das Mikroklima ist kühler und angenehmer, Pflanzen binden Schadstoffe, Bäume geben Schatten, Grün fördert die Biodiversität.

Auf dem Großteil der Kölner Schulhöfe dominiert weiterhin Asphaltgrau

Maren Haase kennt die Vorteile. »Wir können uns nicht leisten, wertvolle Potentialflächen wie Schulhöfe ungenutzt zu lassen«, sagt die Referentin für kommunalen Umweltschutz bei der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Im Rahmen des Projekts »Coole Schulhöfe in Nordrhein-Westfalen«, das vom Land NRW gefördert wurde und mittlerweile ausgelaufen ist, hat sie Schulen bei der naturnahen Umgestaltung ihrer Schulhöfe beraten. Haase betont, dass Entsiegelungen Städte zwar grundsätzlich lebenswerter und resilienter machten. Gerade Schulhöfe würden aber eine besondere Rolle einnehmen. »Schulhöfe können sich positiv auf die mentale, soziale und körperliche Entwicklung und Gesundheit der Schüler:innen auswirken.« Zudem können Schulhöfe so zu Orten werden, an denen Umweltbildung stattfindet und die zum Handeln gegen den Klimawandel ermutigen. »In ihrer Lebenswelt etwas Konkretes gegen die Klimakrise zu tun, ist unglaublich wichtig, um die Selbstwirksamkeit von Schüler:innen zu fördern.« Das zielt laut Haase darauf, dass sich Kinder und Jugendliche auch in Zukunft für Umwelt und Klima engagieren.

Bis Schulhöfe flächendeckend zu Orten des gelebten Klimaschutzes werden, ist es noch ein weiter Weg. Auch auf dem Großteil der Kölner Schulhöfe dominiert weiterhin Asphaltgrau. Zudem steht Entsiegelung an vielen Stellen neue Versiegelung entgegen — sowohl bei Neubauten als auch bei Umbauten oder gar Interimsbauten von Schulen. »Maßnahmen von Neu- und Erweiterungsbauten, auch Interimsstandorte, werden immer so geplant, dass alle Außenflächen — und damit auch die Schulhöfe als Aufenthaltsraum in den Außenbereichen — möglichst klimafreundlich gestaltet sind«, heißt es zwar aus der Stadtverwaltung. Doch gerade unter dem Druck, dem Schulnotstand zu begegnen, rücken Umwelt- und Klimaschutz nicht selten in den Hintergrund. Das zeigte sich etwa, als vor zwei Jahren 62 Bäume im Grüngürtel gefällt wurden, um dort Interimsgebäude für umliegende Schulen zu errichten. Die DUH fordert deshalb von der Politik »verbindliche Mindeststandards und entsprechende Rahmenbedingungen für klimaangepasste und naturnahe Schulhöfe«. Bis diese NRW erreichen, bleiben naturnahe Schulhöfe wie der des Heinrich-Mann-Gymnasiums in Volkhoven/Weiler wohl nur Einzelfälle.